„Aktualisierungen romantischer Naturphilosophie – Gewinne und Gefahren“
Mit dem Aufstieg der Naturwissenschaften entwickelt sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts eine Gegnerschaft zur romantischen Naturphilosophie (paradigmatisch: Schleiden, die Materialisten). Kritiker richten sich oftmals gegen eine auf Wesenserkenntnis zielende Naturbetrachtung, gegen die Annahme, das erkennende menschliche Subjekt und die Natur wiesen Analogien auf, gegen eine ‚spekulative‘ Methode. Zugleich ist jedoch ein Anknüpfen an die Tradition romantischer Naturphilosophie im 19. und 20. Jahrhundert zu beobachten - und hier insbesondere an den Gedanken einer organischen Einheit, einer sinntragenden Natur, einer Verbundenheit von Mensch und Natur: so etwa in der Populärwissenschaft, der Lebensphilosophie, in esoterischen Traditionen.
Der Workshop möchte gegenwärtige Positionen zur Debatte stellen, die in exemplarischer Weise an romantisch-naturphilosophisches Denken anknüpfen (etwa: Strömungen des Ecocriticism, des Nature Writing, einer neoromantischen Ökologie) und diese mit Positionen und Argumentationen konfrontieren, die sich dazu kritisch verhalten. Was kann eine Aktualisierung romantischer Naturphilosophie zu einem gegenwärtigen Naturverständnis beitragen? Wo liegen ihre Limitierungen?
Programm
Mittwoch, 14. Juni
14.00 Uhr
PD Dr. Sandra Kerschbaumer (Universität Jena): Begrüßung und Einführung
14.30 Uhr
PD Dr. Benjamin Specht (Universität Nürnberg-Erlangen): „Ueber die Natur philosophiren heißt die Natur schaffen.“ Grundzüge der romantischen Naturphilosophie
Kaffeepause
16.00 Uhr
Prof. Dr. Frederike Middelhoff (Universität Frankfurt): Neue Theorien des Pflanzlichen: Potentiale und Probleme gegenwärtiger Phyto-Romantisierungen
17.00 Uhr
Dr. Jens Ole Schneider (Universität Jena): „Entlastung vom Ich“. Nature writing und monistisches Selbst bei Ulrike Draesner
Donnerstag, 15. Juni
9.30 Uhr
Dr. Solvejg Nitzke (TU Dresden): Poetische Störfälle. Wissenschaft und Waldromantik im 21. Jahrhundert
Kaffee
11.00 Uhr
Prof. Dr. Hartmut Rosa (Universität Jena): Naturphilosophie und Resonanztheorie
12.00 Uhr
Dr. Martin Müller (HU Berlin): Zurück zur Natur? Rettungsimperative zwischen neoromantischer Ökologie und Geo-Engineering