Frank Hoffmann - Buffo transzendental
Wer sich vor den Bildern Frank Hoffmanns dem Sog der Farben hingibt, wer den feinen Nuancierungen und Unschärfen nachgeht und in den Werken Motive entdeckt oder gar verliert, dem eröffnet sich die Malerei als Ereignis. Als ein Ereignis, das mehr mit der Jenaer Frühromantik zu tun hat, als man auf den ersten Blick erwartet. Denn was Friedrich Schlegel 1797 in seinen Kritischen Fragmenten als ‚romantische Ironie‘ zu beschreiben versucht, nimmt Frank Hoffmann als Impuls für seine eigene künstlerische Arbeit auf.
Ironie tritt im Sinne Schlegels immer dann zu Tage, wenn Kunst sich bei dem, was sie ist und tut, selbst beobachtet und diese Selbstbeobachtung hintersinnig thematisiert. Wenn etwa Malerei nicht nur einen Gegenstand abbildet, sondern auch zeigt, dass sie Malerei ist.
Diese Form der Ironie bezeichnet Schlegel ‚humorvoll‘ als „transzendentale Buffonerie“. Er bezieht sich dabei zum einen auf die Figur des Buffo – des Sängers komischer Rollen in der italienischen Oper –, die nach Belieben aus ihrer Rolle heraustreten kann und die inszenierte Bühnenillusion zerstört. Mit der Bezeichnung des ‚Transzendentalen‘ bezieht sich Schlegel wiederum auf einen Ausdruck Immanuel Kants, der damit die Fähigkeit eines Subjekts beschreibt, die Möglichkeiten und Bedingungen seiner Handlungen zu reflektieren. Bezogen auf Kunst beschreibt „transzendentale Buffonerie“ somit das Wissen um die Kunst als Kunst, die von der Wirklichkeit verschieden ist, ihren eigenen Gesetzmäßigkeiten folgt und sich selbst relativieren kann.
Die Kunst Frank Hoffmanns nimmt diese Gedanken auf und wählt sie zum Ausgangspunkt eigener künstlerischer Positionen. Selbstbewusst bezieht sie sich auf Schlegels Theorie, ohne sie zu illustrieren. Etwa wenn die Bilder der Serie „Romantische Ironie“ nicht nur das Verhältnis von Bild und Realität befragen, sondern auch die Bedingungen und Mittel des eignen Schaffens thematisieren. Motive, vom Künstler mit den Mitteln der Fotografie oder auch der Zeichnung eingefangen, werden zunächst zu digitalen Bildmontagen verarbeitet, in Aquarellen verfremdet und letztlich auf der Leinwand malerisch transformiert. Sie gehen somit aus der Wirklichkeit in die Realität des Bildes über, lösen sich zu malerischen Formen auf und spiegeln die Poesie der ästhetischen Mittel wider. So vielschichtig Hoffmanns motivische Ausgangspunkte und bedeutungsmäßige Anspielungen dabei auch sind, umkreist seine Kunst doch gleichzeitig immer den Kern ihres eigenen Wesens als Malerei über Malerei.
Die Ausstellung Frank Hoffmann – Buffo transzendental präsentiert eine Auswahl groß- und kleinformatiger Gemälde, ergänzt durch Arbeiten auf Papier und Maskierfolien-Objekte, die den Entstehungsprozess der Arbeiten vergegenwärtigen.