„Ich bin, dies Werk entwerfend, auf einer Meerfahrt begriffen“. Helmina von Chézy (neu) lesen
Wilhelmina von Chézy, geb. Klencke (1783-1856), war eine Ausnahmeerscheinung: Schon mit vierzehn Jahren schrieb die gebürtige Berlinerin ihre ersten literarischen Texte, wurde achtzehnjährig Korrespondentin in Paris und publizierte bis zu ihrem Lebensende eine bislang noch immer nicht übersichtlich zusammengestellte und editorisch aufbereitete Vielzahl von Gedichten, Erzählungen, Romanen, Reiseschriften, Schauspielen, Libretti, Literatur- und Kunstkritiken, Übersetzungen und journalistischen Texten.
Chézys literarische Aktivität und briefliche Vernetzung mit den wichtigsten Intellektuellen um 1800 ging über romantische Dichtung und kulturelle Berichterstattung weit hinaus. So widmete sie sich, u.a. mit ihrem zweiten Ehemann, dem Orientalisten Antoine Léonard de Chézy, philologischen und komparatistischen Fragestellungen, blieb aber bei der Analyse und Interpretation von Sprache, Schrift und Mythologie nicht stehen: Der politische und sozialkritische Gestus, der zahlreiche ihrer Schriften auszeichnet, rückt Chézy als engagierte Kommentatorin der politischen Umbrüche im (post‑)napoleonischen Europa und der gesellschaftlichen Problemlagen in den Blick, die die Rolle der Frau ebenso betreffen wie die Erfordernisse einer gerechten Sozialpolitik für alle Schichten, Bevölkerungs- und Altersgruppen.
Der Workshop stellt sich den Herausforderungen der medialen und ästhetischen Heterogenität und der thematischen Komplexität der Schriften Helmina von Chézys sowie den unterschiedlichen Schreibstrategien der Autorin. Die Veranstaltung findet im Rahmen der Workshopserie Kalathiskos – Autorinnen der Romantik statt.
Die Veranstaltung findet in einer hybriden Form statt. Eine Zuschaltung via Zoom ist möglich. Weitere Informationen sowie das Programm unter https://romantikforschung.uni-frankfurt.de/chezy/. Anmeldungen für eine virtuelle Teilnahme bitte an die Veranstalterinnen: Frederike Middelhoff (middelhoff(at)em.uni-frankfurt.de) und Martina Wernli (wernli(at)lingua.uni-frankfurt.de)