Dienstag 28. Juni 2022 - Dienstag 19. Juli 2022

Ich liebe Deine Liebe Der Briefwechsel zwischen Friedrich Schlegel und Friedrich von Hardenberg (Novalis)

Teil 4: Symphilosophie und Briefverkehr (1797 – 1798)

 
Friedrich Schlegel und Friedrich von Hardenberg wurden 1772 geboren. Zum 250.Geburtstag der beiden Frühromantiker zeigt das Deutsche Romantik-Museum eine sechsteilige Ausstellung, in deren Zentrum einer der großen Schätze des Freien Deutschen Hochstifts steht: der fast vollständig erhaltene Briefwechsel der beiden, von der ersten Begegnung in der Studienzeit in Leipzig 1792 bis zu Hardenbergs Tod im Jahr 1801.

„Ich liebe Deine Liebe“. So schreibt Schlegel 1797 an seinen Freund, den späteren „Novalis“. Das ist für einen solchen Briefwechsel, selbst unter Poeten, ein ganz neuer Umgangston. Wie kam es dazu? Die Ausstellung der Briefe, die Schlegel und Hardenberg miteinander gewechselt haben, versucht diese Frage zu beantworten, indem sie die kultur- und bewusstseinsgeschichtliche Bedeutung ihres Verhältnisses ins Zentrum stellt.

Hier geht es nicht um empfindsame Herzensergießungen im Stil des Werther, auch nicht um den ausgewogenen Ton der deutschen Klassik, sondern um die Suche nach dem eigenen Ich, das biographisch geworden, aber auch philosophisch und literarisch erfunden ist. Schlegel und Hardenberg erkunden sich gegenseitig, konstruieren sich in selbstreflexiven Sprachspielen („Ich liebe Deine …“), und erforschen gemeinsam die Kunst und die Welt. Trotz häufiger Verstimmungen kommt es zur Symphilosophie und Sympoesie: Briefe werden zu Kunstwerken, die Grenze zwischen Leben und Poesie verschwindet. Aus getrennten Identitäten werden erst viele und dann ein neues, romantisches Ich, das sich mit dem anderer frühromantischer Freunde und Verwandten zu einer schöpferischen Familie, zur Keimzelle einer neuen, poetischen Welt verbündet.

Kuratiert wird die Ausstellung von Nicholas Saul (Durham University /UK) und Johannes Endres (UC Riverside/USA).